Hi, Ich bin Tanja!

Ich freue mich, dass du hier bist! Ich schreibe hier über das Leben und teile meine Gedanken und Insights meiner ganz eigenen Reise als Coach, Sportlerin und Reisende, die ihre Heimat verlassen hat. Das ist kein Reiseblog, aber ich lade dich ein, mit mir auf eine ganz persönliche Reise zu gehen. Viel Spaß dabei!

Diese Themen findest du auf meinem Blog

Und vielleicht war das der schönste und traurigste Moment zugleich. Wenn die ältere Dame auf dem Rollfeld verzweifelt versucht dem Piloten nochmal zu danken und good bye zu sagen.

Diese Zeilen sind ein friendly reminder. An mich selbst. An uns alle. Denn ich denke wir alle brauchen das von Zeit zu Zeit. Und wenn man nur die Augen an den richtigen Stellen im Leben öffnet und hinschaut, hinfühlt, dann begegnen wir uns. Und anderen.

Ich bin gestern von Teneriffa nach Köln geflogen und bereits nach kurzer Flugzeit war mir auf Platz 1A klar (ich nenne den Platz, da man dort die Crew und ihre Herausforderungen hautnah mitbekommt), dass es einen medizinischen Notfall an Bord gibt.

Ich selbst kenne das volle Programm leider bereits aus eigener Erfahrung: Durchsage, ob ein Arzt an Bord ist. Nochmalige Aussage, ob ein Arzt an Bord ist. Telefonate, Crewbesprechung, Entscheidungen.

Sauerstofflaschen werden zügig nach hinten getragen. Die Crew teilt sich auf. Immerhin eine Frau meldet sich, da sie einen medizinischen Hintergrund hat. Ich sitze in der ersten Reihe und sehe abstrakterweise immer nur die Reaktion und die Gesichtszüge der Crewmitglieder. Nonverbale Kommunikation. Telefonate mit dem Bordtelefon. Zeitgleich den ganzen Bums am Laufen halten und die Passagiere bei Laune.

Irgendwann ist klar, wir werden zwischenlanden in Porto. Ich weiß es bereits vor allen anderen Passagieren, da ich das entscheidende Gespräch vorn mitbekomme. Und ahne was folgt.

Sehr geehrte Fluggäste, wie sie mitbekommen haben… wir benötigen nun, auch als Crew, alle ihre Unterstützung, damit wir diesem Fluggast helfen und ihn medizinisch versorgen können. Bitte unterstützen sie uns indem sie.. Gänge freihalten, sitzen bleiben.

Und das was ich ahne ist nicht diese Ansage. Ich ahne, und schäme mich schon jetzt, für die Reaktion mancher Leute. Mein Hintermann stöhnt. Und lamentiert: „Dann sind wir nicht vor neun in Deutschland! Das dauert bestimmt! Dann müssen die ja auch noch die Koffer raussuchen! Das dauert! Und der Flug von Porto, ja wie lange dauert das denn jetzt noch!? Bestimmt nochmal zwei Stunden!“

Pilot und Crew informieren derweil über die Situation. Danken für das Verständnis und suchen Lösungen. Während des Landeanflugs sehe ich, wie mir eine Flugbegleiterin gegenübersitzt und sichtlich angespannt darauf wartet, ob sie von ihren Kollegen zu dem Patienten gerufen wird, um ebenfalls zu helfen. Ich kann die Anspannung sichtlich spüren, so einen Meter entfernt. Währenddessen lausche ich den Kommentaren meines Hintermanns.

Wir landen. Ein Ärzteteam kommt an Bord. „Ach da steht ja schon ein Krankenwagen. Ach, ud jetzt kommt nochmal ein Notarztteam. Das ist aber jetzt auch n bisschen übertrieben! Nochmal mit den gleichen Geräten! Also, was ein Blödsinn. Meine Güte! Und die Koffer müssen die ja jetzt auch suchen. Was meinst du was das dauert!“

Plötzlich ist das Flugzeug voll von Menschen, die alle eine tragende Rolle haben in diesem exklusiven Stück das sich Leben nennt. Ärzte, Helfende Fluggäste, die Crew, die Purserin, der Pilot, technische Mitarbeiter, die alles für den Weiterflug vorbereiten, Bodenpersonal.

Dazwischen: „Ach, da stehen ja schon die Koffer!“ Hektisch wird erstmal im Internet geprüft, wie lang denn der Flug von Portugal nun wirklich noch dauert. In jedem Fall: zu lang!

Ich wiederum sehe die Koffer und denke: Ach Mensch, das sind sicherlich ältere Leute, dem Gepäck nach.

Schließlich wird ein älterer Herr durch den Gang geschoben. Gespickt mit medizinischem Gerät. Sichtlich mitgenommen. Inmitten des Geschehens: Seine Frau. Ebenso sichtlich mitgenommen. Sie verabschiedet sich bei der Crew und weint. In den Händen ihr Handgepäck mit irgendwelchen Duty Free Einkäufen als Geschenke oder schöne Erinnerung an den Urlaub.

Ihr Mann fühlt sich sichtlich unwohl, als er die Treppe hinuntergetragen wird auf einer Art Sitztrage. Er will sich festhalten, es ist steil. Aber seine verzweifelten Versuche werden erfolgreich vom Personal abgewehrt.

Er verschwindet im Krankentransporter. Wir stehen noch eine Weile. Die Crew trägt gebrauchtes medizinisches Equipment zurück. Ein Flugbegleiter in seinem schicken, verrutschten Anzug und umgehängter Sauerstoffflasche in der einen und zwei weiteren im Arm sieht seltsam skurril aus. Und erschöpft.

„Jetzt kommt da noch ein Auto. Vermutlich müssen die von der Fluggesellschaft jetzt auch noch was dokumentieren. Das wird sicher spät!“

Ich bekomme mit, wie eine Flugbegleiterin, die die ganze Zeit im Geschehen war, im Crewbereich in der Ecke weint, während sie mit der Purserin spricht. Um sie herum wird geräumt und organisiert.

Mitten im Geschehen sehe ich, wie die Frau des Mannes auf dem Rollfeld in Richtung Cockpit läuft, um dem Piloten zu winken und für die Landung zu danken. Offenbar sieht er sie nicht und so versucht sie es nach ein paar Minuten ein weiteres Mal. Es ist ihr wichtig. Der Pilot sieht wohl das ebenso und steigt aus dem Flieger, um mit ihr persönlich zu sprechen.

Bewegt beobachte ich diese Szenerie. Und sehe, wie eine Flugbegleiterin an der Tür Tränen in den Augen hat.

Dokumente werden ausgefüllt. Verabschiedung. Danke.

„Ja klar, jetzt werden auch noch Nummern ausgetauscht! Jetzt ist aber auch mal gut. Ach und jaaa, hier noch und da noch..“

Zwischendurch Blickkontakt mit der Purserin, die einen kurzen Moment etwas verloren da steht. Sie sieht mich an: „It´s the life.“ „Yes, it is.“ Ein Lächeln.

Die Szenerie lichtet sich. Draussen wird dunkler. Und ruhiger. Drinnen wird der Weiterflug vorbereitet. Die Crew macht sich und uns startklar. Als die Flugbegleiterin mir und meinem Sitznachbarn nochmal erklärt, dass sich unsere Schwimmwesten aufgrund des speziellen Sitzplatzes weiterhin unter den Sitzen befinden, müssen wir alle befreit lachen. „Ja, die sind vermutlich ja immernoch dort!“

Allen ist klar: Schön war das die letzten Stunden für wirklich niemanden. Und wir nehmen die neuen Sicherheitsinstruktionen mit Humor und dankbarer Leichtigkeit.

Abflug Porto. Mit etwa drei Stunden Verspätung landen wir in Köln. Auch ich bin froh, nach einem langen Tag endlich angekommen zu sein. Müde, hungrig. Mit vielen neuen und menschlichen Momenten in meinem sehr kleinen Handgepäck.

Ich habe recht schnell beschlossen darüber zu schreiben. Für mich. Aber auch für alle anderen. Für wen auch immer diese Zeilen interessieren.

Der Moment, wo diese Frau verzweifelt danke sagen will. So schön und so traurig zugleich. Wie klein sie da auf diesem Rollfeld aussieht. Und wie wichtig die menschliche Begegnung mit dem Piloten war. Und letztlich zwischen allen, die zufällig zur gleichen Zeit an diesem Ort sein sollten.

Und können wir einfach mal aufhören, uns so wichtig zu nehmen? Und wenigstens ein kleines bisschen mitfühlen? Ich bin überzeugt: das geht. Wenn wir die Augen und das Herz öffnen. Verstehen, dass wir verbunden sind. Und in gerade solchen Momenten habe wir die Chance daran teilzuhaben. Dann entsteht Verbindung. Ich für meinen Teil habe viel gesehen. Weil ich es so wollte.

Okay, vielleicht nur ein weiterer medizinischer Notfall auf einem Flug. Sicher keine Seltenheit und keine große Sache. Aber lassen wir das doch die Menschen entscheiden, die unmittelbar betroffen sind. Und nehmen uns selbst einfach nicht so wichtig.

Danke!

Von tanja ney

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert