Hi, Ich bin Tanja!

Ich freue mich, dass du hier bist! Ich schreibe hier über das Leben und teile meine Gedanken und Insights meiner ganz eigenen Reise als Coach, Sportlerin und Reisende, die ihre Heimat verlassen hat. Das ist kein Reiseblog, aber ich lade dich ein, mit mir auf eine ganz persönliche Reise zu gehen. Viel Spaß dabei!

Diese Themen findest du auf meinem Blog

Früher Morgen. Ich erwarte den Hausmeister der Beach Villas. In einer wohne ich. In der 24. Ganz am Ende. Da Wochenende ist, ist er nicht vor Ort und muss extra vorbeikommen. Wegen mir. Also erwarte ich einen schlechtgelaunten Menschen, der sich an einem Samstag um mein Problem kümmern muss und vermutlich auch „erstmal schauen muss was man da überhaupt machen kann..“

Da hab ich die Rechnung aber ohne Claudio gemacht. Er empfängt mich mit einem strahlenden Lächeln. Vielmehr empfange ich ihn. In Radklamotten, denn ich will gleich los. Claudio ist hochmotiviert und erklärt mir mit seinem kindlichen und freundlichstem Gesicht mit welchen drei Mitteln er mein Problem in den Griff bekommen wird. 

Im Ernst, Claudio ist der erste Mensch, der in einer Konversation mit mir den Begriff „La Cucaracha“ in einem ernsthaften Zusammenhang verwendet. Kann gut, kann schlecht sein. Aber er steht da so fröhlich mit seiner Handwerkerweste, in der er wirksame drei Gegenmaßnahmen verstaut hat, die er mir begeistert auf spanisch vorführt, dass ich richtig gute Laune trotz oder wegen meines Problems bekomme. Beim Verlassen des Hauses ölt er noch kurz das Schloss. Moment, ich hab da was im Auto gegen. Soviel Zeit muss sein. Ach, Claudio. Wenn es einen Menschen gibt, der genau richtig in seinem Job ist, dann ist es er. 

Ich schiebe mein Rad auf die Straße. Eine ältere Dame sucht ihren Hund. Der hat wohl die Hundespur aller anderen aus dem Veedel aufgenommen und träumt sich durch die Gegend. Die Dame erzählt drauf los. Um ihren Hund geht es wohl. Ich verstehe einiges, aber erkläre, dass ich eigentlich kein spanisch spreche. Antworten zumindest kann ich ausführlich nur auf Englisch. Sie wünscht mir einen schönen Tag „buen dia!“ „Same to u!“ Wir lächeln uns fragend aber freundlich an während auch der Hund so langsam eintrödelt. Zweite feine Begegnung dieses noch jungen Tages.

Ich fahre also los. Raus aus dem Ort. Die ersten Hügel. Kein Auto drängelt. Hupen. Zum Dank dafür, dass ich sie an passender Stelle vorbeilasse. Wiederholt sich auf der gesamten Strecke. Ein friedliches Miteinander. 

Mir begegnen Radfahrer, wir grüßen uns. Eine Volleyballjugendmannschaft wartet auf den Bus. Die ersten Motocrosser befahren ihre Playgrounds abseits der Straße. Ein paar Quads kreuzen meinen Weg. An der echten Motocrossstrecke halte ich wie immer, wenn dort etwas los ist. Gerade gehen die Bambinis an den Start. Überall kleine Karren, Kids, Eltern, Staub, Flow, Vans, Passion. Ich staune und bewundere die Kids, die die steile Wand mit ihren kleinen Maschinen erklimmen. 

Ich klettere weiter den Berg hoch, wünsche mir ein paar Wolken statt Sonne. Und bekomme sie. Dankbar. Irgendwann begleitet mich ein Greifvogel ein Stückchen. Mit Leichtigkeit. In der Luft. Schöner als eine Drohne es wohl je sein könnte. 

Plötzlich bin ich ergriffen von der Situation. Hier sein zu dürfen. In Frieden. Von Herzen. So klein und doch so nah in dieser großen Welt. Dankbar. 

Begegnungen. 

Radfahrer donnern die Serpentinen runter. Für ein Nicken reicht es. Man erkennt und grüßt sich. Hey, du magst was ich mag. Das verbindet uns. Auch wenn wir vielleicht grundverschieden sind.

Die Motorradfahrer, die nach oben kurven machen es genau so. Spaß haben, Kurven jagen, grüßen. Die meisten fahren mit großzügigem Abstand und langsam an mir vorbei. Danke.

Kaffeestopp in San Miguel. Drei Buden sehen einfach nicht so aus, wie die die ich suche. Bude Vier ist mein Café von neulich. 

Ich verkneife mir ein Bild zu machen von den schönsten frisch gebackenen Broten ever. Leider passt keines davon in mein Trikot. Vielleicht muss ich nochmal mit dem Auto hier hoch.

Beim zweiten Blick fällt mir das große Bild über diesen liebevollen Meisterwerken auf. „No War!“ ist groß darauf geschrieben. Auch dieses Photo verkneife ich mir. Auch wenn ich lange darüber nachdenke nochmal reinzugehen. Ich speichere es aber gern ab und teile diese Gedanken. In den entlegendsten Gegenden sich so verbunden zu fühlen. Durch kleine Gesten. Ich bitte noch um das kleinste Gebäck, das es gibt, for take away. Gibt‘s später als Motivation kurz vor dem nächsten Aufstieg. 

Ich klettere weiter. Die Wetterlage entscheidet sich für den zweiten Anstieg. Meine Premiere in der Kombi. Beide hatte ich bislang nur getrennt gerockt. Ich hab richtig Bock. Auch wenns ein kleines Brett wird. Das Gefühl es zu schaffen und irgendwann müde und glücklich wieder unten an der Küste anzukommen, mücklich, treibt mich an.

Ein spanischer Rennradler überholt mich mit lauter Musik und grüßt. Ach, diese Spanier.

Ein Zwischenstopp. Zwei Radfahrer überholen. „Todo bien?“ „Si, si! Gracias!“ Als ich weiterfahre das gleiche Spiel. Diesmal stehen die Zwei am Rande einer Kurve. Ich frage „are u okay?“ „Yes, just too hot!“ Ich antworte „always..“, wir lachen und beim nächsten Halt überholen sie mich wiederum, um dann beim wiederum nächsten ins Gespräch zu kommen. 

Das Paar ist aus Schottland, fliegt morgen heim. Wir unterhalten uns 3km vor dem Peak über die schottischen Hügel, Köln und die Schönheit der „Hügel“ Teneriffas. Ich erzähle Ihnen, dass ich heute erstmals diese zwei Anstiege miteinander kombiniere. „Today‘s the day!“ meint er. Und so ist es. 

Wir kommen alle drei oben an. Über den Wolken werde ich mit strahlendem Sonnenschein empfangen. Die beiden sitzen im Restaurant und prosten mir lachend zu, als ich vorbeifahre. Offenbar hatten sie mich schon erwartet. „Enjoy“ rufe ich und „have a lovely day!“  „Same to u!“ rufen sie zurück. 

Ich entscheide mich gegen eine Sitzpause dort und wähle stattdessen die Tanke. Wasser, Cola, Pipi und sogar ne Bikestation wo ich Luft tanken kann. Was braucht man mehr? 

Während ich mich für die Abfahrt warm anziehe tauchen fünf Jungs mit ihren Rennern neben mir auf. Reden hektisch durch- und miteinander bis einer sagt „Venga!“ und weg sind sie. Offensichtlich mit richtig Bock auf Abfahrt.

Los gehts, ich bin gespannt, denn kenne die Strecke noch nicht. Strahlend leuchtend orangefarbene Blumen am Wegesrand, Bodegas die mit Wein einladen, ein junger Spanier ruft mir irgendetwas zu. Vermutlich seh ich martialisch aus, aber hey, frio auf Abfahrten. Frio. 

Ich fahre unendliche Serpentinen hinunter. Habe Spaß bis zum ersten Kreisverkehr wo ich nicht mehr weiß wolang. Entscheide mich für einen Weg. Halte. Hunde bellen mir vom Berg oben irgendetwas zu. Okay, also da lang. 

Plötzlich sehe ich von oben eine winzige Straße unten mitten im nichts und meine diese zu kennen. Und tatsächlich führt sie schon fast in heimische Gefilde. Mitten im

nichts und ich weiß wo ich bin. Und fühle mich sicher. Verrückt. Hier würde sich niemand hin verirren.

Über die Dörfer. Ein paar Meter schieben, um zu telefonieren. Ein Auto hält: „Todo bien?“ „Si, si! Muchas Gracias!“

Links rechts. Rauf runter. Meine HM klettern auf 1600, als ich meine Homebase erreiche. Finish. Ich trage mein Rad die letzten Stufen zum Strand hinunter. Vorbei an meiner letzten Wohnung, von vor ein paar Wochen.

Mein Lieblingscafé ist voll. Wochenende. Die Bedienung erkennt mich, grüßt freundlich und bittet mich rein. Ohne zu fragen deutet sie mir an, mein Rad an der Theke abzustellen. Selbstverständlich. „You want a coffee? „Do I look like?“

Zufrieden sinke ich auf den Stuhl. Müde, glücklich. Den Glauben an das gute in uns Menschen einfach noch nicht verloren. So viele tolle Begegnungen, Momente, Austausch, Lachen mit Fremden. Und so viele Menschen einfach bei den Dingen erleben dürfen, die sie gern machen. 

Ich war ein Teil davon.

„Let‘s call it a day.“

Von tanja ney

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