Heute habe ich mich daran erinnert, dass ich vor etwa 34 Jahren meine Fahrradprüfung gemacht haben muss. Meine Mum ist damals immer mit mir in den Verkehrskindergarten gegangen und ich musste auf winzigen „Straßen“ mit tausend andern Kindern zeigen, dass ich die Regeln drauf habe. Bei meiner Prüfung ist mir später ein anderes Kind an der Kreuzung hinten auf mein geliehenes Fahrrad drauf gefahren. Bestanden hab ich trotzdem.
Ich hatte lange kein eigenes Rad. Meine Mum konnte gar nicht, mein Bruder erst spät und ich selten und später nur mit einem Klapprad meiner Großtante fahren. Bei einem Schulausflug habe ich irgendwann mal die Kurve nach der Ampel nicht bekommen und bin kopfüber im Dornenbusch gelandet. Bei einer Radtour mit der „Ferienmaus“ bekam ich zwar die Note 1 in Sachen professionelles Aussehen, war aber konsequent als Schlusslicht unterwegs.
Meine erste eigene Fahrradzeit in Düsseldorf wurde mit einem Stunt der Extraklasse gekrönt, der mich monatelang ausknockte, aber mich natürlich nicht davon abhielt, mir von dem Geld der gegnerischen Versicherung als erstes ein neues Rad zu kaufen. Obwohl ich zu jener Zeit nichtmal lesen oder Musik hören durfte. Eine kurze Zeit sogar nicht laufen. Der Kopf und so. Ohne Helm. Ungebremst. Lasst uns nicht drüber reden.
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Heute teile ich mir im Rennen also wieder die, manchmal engen aber doch eher größeren, Straßen mit tausenden von Menschen, die sich an irgendwelche Regeln halten müssen. Gemeinsam mit damals haben wir vermutlich die kindliche Freude und Neugier. Und auch meine Mum schaut sicherlich zu. Wie schon vor 34 Jahren. Bislang habe ich, dafür danke ich sehr, noch jede Kurve gekriegt und das sportliche Outfit hat mittlerweile seine Berechtigung.
Wie ich darauf komme? Ich war heute erstmals wieder mit dem Renner draussen und ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, das Fähnchen mit meiner letzten Startnummer zu entfernen: „Erinnerst du dich? Wie damals, als wir als Kinder so ein Fähnchen an unseren Fahrrädern hatten, damit wir nicht übersehen werden. Heute ist das eben dann so ein Fähnchen mit Nummer.“
Der Stolz ist vermutlich der gleiche.
So fahr ich also erstmal weiter mit Fähnchen. Bis zum nächsten Rennen. Und schwelge noch ein wenig in Erinnerungen. Manchmal braucht es eben viele Umwege, bis eine Leidenschaft dich packt. Oder wie mein Dad sagen würde. „Das ist ja schön, aber wieso fällt dir das erst mit 40 ein!?“
Hey Dad, die Startbedingungen waren etwas schwierig. So vong Fahrrad her. Aber ich mach grad echt das beste draus. Versprochen.