Hi, Ich bin Tanja!

Ich freue mich, dass du hier bist! Ich schreibe hier über das Leben und teile meine Gedanken und Insights meiner ganz eigenen Reise als Coach, Sportlerin und Reisende, die ihre Heimat verlassen hat. Das ist kein Reiseblog, aber ich lade dich ein, mit mir auf eine ganz persönliche Reise zu gehen. Viel Spaß dabei!

Diese Themen findest du auf meinem Blog

Oder: Wie es sich anfühlt, plötzlich vom eigenen Rad überholt zu werden.

Grad noch Tickets für das Max Herre Konzert im schönen Hamburg bei ebay ergattert, den Bulli gepackt und Vorfreude auf ein langes Wochenende Bulliurlaub im Norden. Einige Hundert Kilometer läuft alles reibungslos und wir sind mit unserem Schlumpf Star auf jeder Autobahnraststätte.

Hach, schön. So mit der eigenen rollenden Bude unterwegs zu sein.

Bis es etwa 200km vor Hamburg deutlich rumst hinten im Bulligefährt. Kurz denke ich, vielleicht irgendwie blöd gepackt? Irgendwas umgefallen? Tonnen von Ravioli vielleicht? Geschirr? Werkzeug? Seltsam. Ich brauche gar nicht lang überlegen, denn im nächsten Moment sehe ich im Rückspiegel Funken sprühen. Hm, da stimmt was nicht. Ein Ravioli Unfall würde anders aussehen. Es sei denn die Ravioli feiern ihre plötzlich gewonnene Freiheit mit einem kleinen Feuerwerk. Während all dieser Gedanken, die sich ungefähr in einem Zeitrahmen von drei Sekunden abspielen müssen, hat der Bulli merklich Probleme mit der Spur. Blöd nur, wenn ich mich in just diesem Moment auch noch auf der mittleren Spur der A1, mitten im Überholvorgang der LKW, bei einer Bullispitzengeschwindigkeit von etwa 120km/h befinde.

Als sei dies alles noch nicht genug, fährt im nächsten Moment zu meiner linken ein Rad an mir vorbei. MEIN Rad. Genauer genommen mein linkes Hinterrad. Mit Bremstrommel und allem drum und dran. Verzweifelt schaue ich dem Rad hinterher. Und muss feststellen: Ist wie im Film. Ist aber gar kein Film. Scheiße! Ich schaue dem Rad gefühlte zwei Stunden hinterher und hoffe, dass es nicht noch mit irgendwem kollidiert. Bis es  dann erschöpft nach links abbiegt und sich in den Mittelstreifen legt. Puh!

Irgendwie bringe ich auch den Schlumpf nach einigen Hundert Metern zum Stehen. Leider auf der linken Spur. Aussuchen kann ich mir das irgendwie nicht mehr. Ich kann nichtmal sagen, wie ich ihn überhaupt zum Stehen gebracht habe. Da steht er dann sogar kerzengerade. Jeder Fahrlehrer wäre stolz auf mich. Puh. Wir sehen uns an. Meine Freundin reicht mir die Warnwesten. Ich hole das Warndreieck hinter meinem Sitz hervor und schalte die Warnblinkanlage ein. Wir steigen aus. Sprechen nur das Nötigste. Teilen uns taktisch klug auf.
Ich sichere den Wagen von hinten ab mit dem Dreieck während meine Freundin (ca. 158cm groß, zierlich) flötet: „ich hol schonmal das Rad..!“ Ähm ja. Genau. Wir kämpfen uns beide in entgegengesetzter Richtung durch das Mittelstreifengestrüpp. Hinter meinem T3 hat sich ein weiteres Auto eingefunden und aufgrund des in mir eingeschalteten Autopiloten versteh ich nicht, was er da macht und bin genervt. Rückblickend weiß ich: Vielleicht hat er uns den Ar** gerettet indem er uns Deckung gegeben hat. Auf so ner A1, linke Spur, kurz vor Hamburg..ist ja schließlich nicht gerade ne Spielstraße. Wir treffen uns am Bulli wieder. Meine Freundin kommt erwartungsgemäß ohne das Rad zurück („War doch zu schwer!“) und ich sehe traurig, wie das sorgsam aufgestellte Dreieck wieder kollabiert. Mist, der Autopilot hat wohl noch nichts von den „Aufstellfüßchen“ gehört. Also nochmal hin. Füßchen raus. Zurück.
Ich rufe den ADAC an. Der fragt mich natürlich, ob die Polizei schon informiert sei. „Nee, ach ja. Auch ne gute Idee da mal anzurufen!“ Gut, ich änder also die Reihenfolge. Polizei ist in Nullkommanix da und lobt uns für eine vorbildliche Absicherung der Unfallstelle. Nur warum die Warnblinklichtanlage nicht mehr an sei, das verstehen sie nicht. Ich übrigens auch nicht. Alles passiert hier gerade irgendwie wahnsinnig automtaisch, seitdem die Ravioli gerumst haben. Ich schalte sie wieder ein. Die Polizei macht dem ADAC nochmal Druck („Sagen Sie, sie stehen auf der LINKEN!!! Spur).
Wir hoffen alle, dass nicht doch noch jemand in den Schlumpf reinfährt. Die Rückendeckung ist mittlerweile weg. Aber das Dreieck steht. Sieht aber sehr verloren aus so hinter dem großen Wagen, ganz allein auf der Überholspur. Ich habe mich übrigens aber auch nochmal im Nettwerk Hamburg bei dem freundlichen Autofahrer bedankt. Vielleicht wurde es ihm ja zugetragen oder aber dieser Blogeintrag tut sein Übriges.

Der ADAC lässt nicht lang auf sich warten. Endlich hat das Bangen ein Ende. Die Polizei war doch auch sichtlich nervös aufgrund meiner misslichen Lage und den vorbeirauschenden Autos.

Immerhin kann ich mir nochmal n Lob fürs sauber einparken vom gelben Engel abholen. Ach schön, irgendwie sind ja alle so verdammt stolz auf mich. Nur ich, ich stehe da so langsam mit Tränen in den Augen, als ich begreife, was da grad so alles passiert ist.
Wir fahren in die Werkstatt. Natürlich sagt man mir dort, dass der Schlumpf ein wirtschaftlicher Totalsachaden sei. Ey, der hat Seeeeeeeele mann! Nix da, der wird in jedem Fall repariert.

Und ich muss nach Hamburg. Aber wie?

Wir haben das berühmtberüchtigte Glück im Unglück auf unserer Seite und bekommen noch vor einer Familie, die zeitgleich mit uns eintraf, einen Mietwagen. Einen VW Golf. Für eine ganze Woche.

Der Bulli würde auch so schnell nicht fertig sein, also wird uns der Golf nun auch nach Köln und mich wieder zum Bulli bringen müssen.

Wir laden um. Und das ist wirklich nicht lustig, wenn man ursprünglich ja für einen Bulliurlaub gepackt hatte. Zum Glück gibts noch ein paar wenige Taschen an Bord und wir beladen den VW so gut es eben geht und machen uns auf den Weg nach Hamburg.

Nur leider haben wir ja nun auch keine Schlafgelegenheit mehr und rufen deshalb sämtliche Hotels der Stadt an, um dort noch spontan unterzukommen. Klappt dann auch tatsächlich und wir fahren mit unserem Auto ohne Seele vor.

Im ersten Hotel können wir zwei Nächte bleiben, müssen aber das Zimmer nach einer Nacht wechseln. Kein Problem. Wir sind grad die flexibelsten Menschen auf diesem Erdball. „Ähm, wir holen dann grad mal unser Gepäck. Nicht wundern, wir haben etwas seltsam gepackt..“ Und schon rücken wir mit unseren Tüten an. Nach zwei Nächten verlassen wir aber dieses Hotel nochmal und ziehen in ein weiteres ums Eck, das wir auch schon kennen. Wieder die Tüten. Wieder die Geschichte erzählen.

Zwischendrin gibts natürlich noch das Konzert, das unser eigentlicher Anlass der Reise war.

Und viel Bier und Wein getreu dem Motto „Hurra, wir leben noch!“

Unglaublich viele Menschen haben wir an diesem Wochenende in Hamburg kennengelernt und unsere Geschichte geteilt. Und uns gefeiert. Und den Schlumpf. Und über eine Karriere als Stuntfrau nachgedacht. Aber vielleicht bin ich dann dazu doch zu sensibel. Wenn mir nach jedem geglückten Stunt gleich Tränen in die Augen schießen. Na dann Halleluja! Es bleibt ein unvergessenes Wochenende mit viel Unbeschwertheit. Und natürlich mit viel höheren Kosten als erwartet. Aber das ist alles egal. Nahezu.
Den Bulli hole ich irgendwann wieder ab und tausche ihn gegen den seelenlosen aber durchaus funktionalen VW Golf ein.
Da bin ich dann also pleite, aber lebend und mit einer Geschichte mehr wieder zurück in cgn. Den Schlumpf, den hab ich mittlerweile nicht mehr. Ist mir über den Kopf gewachsen. Und wurde mir später zufällig bei einer Kitesurf-Bulli-Vermietung für meinen Urlaub angeboten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Von tanja ney

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