Ich bin dann mal von Bord gegangen. Das letzte Mal. Also gehe ich mit sowohl traurig, als auch sehr zufrieden von Bord, da ich damit ein großes Projekt auf Eis lege und somit Platz für neue Ideen und spannende Projekte schaffe.
Auf gehts nach Lissabon. Solotrip. Nachdem ich mich tagelang mit der Wahl des richtigen Hostels beschäftigt, eins zum Favoriten gekrönt und gebucht habe, und mir selbiges dann wieder abgesagt hat wegen Überbuchung, finde ich mich nun im „Be My Guest Lisbon“ Hostel wieder. Auf den ersten Blick alles prima.
Dusche warm. Wlan klappt – zumindest hier oben im Livingroom. Mein Zimmernachbarn ist – bislang – schweigsam und ich komme nach zweieinhalb Wochen Schiffsleben mit fünf Jugendlichen und einem Schiffspapagei endlich mal zur Ruhe.
Schnell noch den Projektbulli in der Marina geparkt und mich gewundert, dass die Dame an der Rezeption mich mit „Welcome back“ begrüßt. Hach, ich Weltenbummler.. Spaß! Gefreut hats mich trotzdem ja irgendwie.
Sie organisiert mir noch Geld (nein, muss ich schon selbst abholen) und ein Taxi und auf gehts mit dem schweigsamen portugiesischen Papa am Steuer Richtung Lisbon City. Ich ziehe ein, beschließe meinen einzigen Job – meine Wäsche der vergangenen zwei Wochen – noch grad in die Laundry zu geben. Geht nicht mehr, sagt das Hostel. Aber es sei eine „Lavanderia Portugese“ um die Ecke. Gut, hochmotiviert schlurfe ich bei 32 Grad mit meinem Wäschesack durchs gesamte Veedel. Kenne am Ende alle Katzen dieser Straßen sowie auch bereits viele meiner neuen Nachbarn auf Zeit.
Tipp: Wenn du dein neues Veedel gern besser kennenlernen möchtest, dann such doch einfach mal nach dem nächsten Waschsalon. Die Damen und Herren erklären es mir immer eifrig auf Portugiesisch. Ich signalisiere eine Spur zu viel Verständnis und schwupp sehe ich mich wieder dran vorbeirennen. Besonders schön der Moment, wo ich den Duft von Waschsalon vernehme, auf der gegenüberliegenden Seite suche, jedoch nix finden kann und weiterlaufe. Irgendwann frage ich erneut und siehe da, ich werde – oh Wunde – wieder zurückgeschickt. Als es erneut duftet werde ich hellriechig. Drehe mich um, und siehe da: Der Waschsalon. Krass. Hundert Mal dran vorbeigelaufen. Wo er doch so viel Werbung macht und sogar mein facebook Freund werden möchte und Wifi hat.
Ich packe meine Maschine, starte und mache mich auf zum Mittagssnack. I´m a vegetarian in Lisbon…Lalala…Ich finde eine Art Imbiss, jetzt schon meine Stammkneipe, denn Papa und Sohn schmeißen den Laden, sprechen kein Wort Englisch, können kaum glauben, dass ich ein Tosta com Queso (also ohne Schinken!) doch tatsächlich essen möchte und haben einen Kühlschrank, der sich in einem Schrank versteckt und vorher mit einem geheimen Schalter geöffnet werden muss. Mein Käsetoast versetzt den Imbiss und seine Besitzer in einen kriegsähnlichen Zustand. Es wird turbolent. Aber es gibt ein Happy End! Ich sitze in der prallen Sonne, beobachte das lebendige Straßenleben, werde Zeugin von einem sehr seltsamen Gespräch zwischen einer jungen Frau und dem Papa, der sich dann irgendwann auch – gezwungenermaßen – ein Bier einschenken muss, verstehe kein Wort. Glaube aber, dass er mich für den Bruchteil einer Sekunde irgendwie hilfesuchend angesehen hat.
Irgendwann muss ich meine Wäsche in den Trockner umparken, zahle bevor der Papa mir noch ein Sagres andreht, gebe Trinkgeld, dass er nicht annehmen mag aber gewinne das Battle und verspreche wiederzukommen.
Am Ende schwenkt die Unterhalung dann ins Französische. Irgendwie kommt man damit tatsächlich imer weiter bei den Portugiesen.
Zurück in mein Veedel. Hurra! Ich merke, dass meine Standby Funktion der letzten 16 Tage nun langsam auch den Geist aufgibt und Lissabon City und ich heute keine Freunde mehr werden. Duschen (warm, super, Hostel hat sogar ne Badewann, aber die braucht bei dem Wetter ja kein Mensch), Kaffee machen (gibt leider nur Campingkaffee, aber ist ja n prima Warm Up für die nächsten drei Wochen) und schreiben.Schreiben entspannt mich ja seltsamerweise. Und es ist so schön ruhig hier! Nicht so hostelig wie man sich das immer denkt. Lustige Anekdote am Rande: Der Typ am Empfang hat mir das Programm des Wochenendes kurz erläutert (Surfkurs, Bootstour, Wanderung…) und insbesondere dann nochmal, als ich nassgeschwitzt vom Waschsalon kam, die Bootstour angepriesen. Für günstiger. Ähm, nee..du, danke. Ich war ja jetzt die letzten 16 Tage aufm Schiff. Für mich bitte alles, aber keine Bootstour. Für die ICH dann nichtmal Geld bekomme..
Am Ende möchte ich übrigens nochmal den traumhaften Strand von Sao Jacinto erwähnen. Und das kleine Café dort mit dem Namen „Ondas Bar“. Da gabs heut morgen noch Frühstück für mich (2 Café, 1 Osaft, 1 belegtes Croissant – 4.10€!), Wlan und besonders herzliche Besitzer.
Wirklich zu empfehlen. Und an der Stranddusche hab ich bis jetzt jedesmal irgendwen kennengelernt. Diesmal warens wieder Spanier, denen die Dusche wohl was zu frisch war. Wie dem auch sei. Ich bin in Lissabon. Werde wohl heute über meine neue Stammlocation nicht hinauskommen, bin aber guter Dinge, denn ich weiß ja wie schön Lissabon ist. To Dos gibts auch endlich mal keine so richtigen. Auch keine Wäsche. Einzig und allein mache ich mir Gedanken zu neuen Ideen & Projekten nach meiner Rückkehr. Dazu lese ich gerade jede Menge Zeugs zum Thema „Digitale Nomaden“ und „Ortsunabhängiges Arbeiten“. Ihr dürft gespannt sein. Ich aber auch. Und was in jeden Fall schonmal sicher ist: Es wird ein Ebook geben. Diese ganze Verlagssucherei bremst micht aus und führt zu nix. Ich bin hochmotiviert und freue mich übriges sehr über Kontakte zu anderen digitalen Nomaden. Ahoi & bis bald. Schlaft schön.
Tanja