Morgens halb zehn in Portugal. Hafenleben. Der Waschraum wird zum deutsch-französisch-portugiesisch-französischen-südafrikanischen Treffpunkt. Ich treffe auf eine Maschine, die bereits läuft. Und auf drei Taschen Wäsche, die Schlange stehen. Dazu auf eine Dame, die die drei schlangestehenden Taschen bewacht und auf ihre erste Maschine wartet. Wir kommen ins Gespräch und nach einer guten halben Stunde schlurfe ich dann doch mal in die Dusche. Mit nach wie vor ungewaschener Wäsche, aber dafür ein paar Geschichten mehr im Gepäck.
Sie wundert sich, dass ich fünf Jungs an Bord habe. Ich kläre das schnell auf und berichte, dass es sich um ein Jugendhilfeprojekt handelt und die Jungs nicht mir gehören. Wie immer ist das Projekt für andere Menschen mehr als interessant. Also verquatschen wir uns. Viel interessanter aber ist für mich was sie so erzählt. Dass der Katamaran, der neben uns liegt seit gestern, von Freunden sei, die diesen brandneu gerade in Südafrika abgeholt haben und nun damit unterwegs sind. Ihr eigenes Boot liegt uns gegenüber. Die beiden Familien sind immer ein Stück gemeinsam unterwegs. Mal der eine, mal der andere vorn. Irgendwann trifft man sich immer im Hafen. Sie erzählt, dass sie im Finanzbereich tätig war und diese Reise schon immer ihr wirklicher Traum war. Nun verwirklicht sie ihn mit ihrem Mann, ist schon eine ganze Weile unterwegs und wird auch in den nächsten Monaten und Jahren noch auf See sein. Das Boot wird zwischendurch dann mal irgendwo auf den Balearen überwintern, wenn es nicht allzuviel kostet. Nur eine Sache, die macht sie traurig, sagt sie. Es ist alles fein, aber der Hund, ein Jack Russel Terrier, der musste zurückbleiben in England, da er auf dem Schiff durchdreht. Sagt sie, und schaut mich traurig an. So quatschen wir also über Lebensträume und über Waschräume in Häfen, die immer wieder Menschen zusammenführen, die sich sonst wohl niemals getroffen hätten. Sie sagt, dass sie viel lieber im Hafen als an Bord wäscht (wenn das Boot es überhaupt hergibt), da sie dort immer interessante Menschen trifft. Ihr Mann kommt noch rum und eine Französin, die ihre Wäsche abholen möchte. Sie steigt ins Gespräch ein, als wir über unseren Bordpapagei Teddi sprechen. Also stehen wir wild englisch-französisch schnackend vor der sich noch immer drehenden Wäsche inmitten dem mittlerweile wachsenden, gemeinsamen Dreckwäscheberg. Schon schräg. Und geduscht habe ich noch immer nicht. Der Geschichte von der Notrettung auf See muss ich mir aber auch unbedingt noch anhören. Ihr Schiff hatte ein Fischernetz gefangen. Leider mithilfe der Schraube. Die Küste war in Sicht. Tauchen unmöglich aufgrund fehlender Ausrüstung. Also wurde ein Notruf ausgesendet (PAN PAN) , der anzeigt, dass es der Crew gut geht, aber das Schiff technische Hilfe benötigt. Nach zwei Notrufen kommt keine Antwort. Also funken sie MAYDAY. Endlich kommt Antwort und später ein Schlepper. Der gelbe Engel auf See. Schleppt das Boot ab, was sich der Erzählung nach wegen der Wellen wie Wakeboard auf der Liftanlage anhört, wenn die Leine immer mal viel und mal wenig Zug hat und einem fast die Arme rausreisst. Ich stelle mir die Wakeboard-Boot-Abschleppaktion vor und sehe diese lächelnde und sehr zufriedene Frau vor mir stehen, wie sie von ihren Abenteuern berichtet und sichtlich einfach nur glücklich ist mit allem was ihr begegnet. Nun muss ich aber los. Danke für die Inspiration. Also verabschiede ich mich und bedanke mich recht herzlich für die interessanten Geschichten.
Sitzend in einer winzigen Bar mit dem Namen „Ondas Bar“ auf der Halbinsel S. Jacinto, komme ich endlich dazu, diesen Beitrag, der unlängst fertig geschrieben war, hochzuladen.
Ich genieße gerade mal zwei Stunden Ruhe im Schiffsalltag und freue mich über die großartigste Outdoor-weil-Strand-Dusche ever und darüber, mir neulich quasi während des Duschens von einem spanischen Paar mit Camper hier neben den besten Wildcamping Spots nahe Porto auch das Wifi Passwort von Onda hab geben zu lassen.
In zwei Tagen mache ich mich auf nach Lissabon. Hostel ist gebucht und mein nächstes Zuhause für die drei Wochen danach holt mich ganz entspannt dort ab. Mehr dazu dann an anderer Stelle. Vermutlich aus Lissabon, denn das Wlan aufm Schiff ist alle..Man kann eben nicht alles haben…